Donnerstag, Februar 09, 2006

Ein Asiate, ein Osteuropäer oder doch eine Frau?


Natürlich ist diese Überschrift gaga und in sich widersprüchlich, denn selbstverständlich gibt es auch asiatische und osteuropäische Frauen. Aber wir sprechen hier von den Vereinten Nationen. Und so froh ich bin, dass es diese Institution gibt und sehr ich mir wünschen würde, nach meinem Studium mal dort zu arbeiten: bei den Vereinten Nationen ist diese Überschrift alles andere als gaga.

Zumindest wenn es um die Wahl des neuen Generalsekretärs gilt. Denn der (oder die) wird im Moment gesucht. Kofi Annans Amtszeit läuft am Ende des Jahres aus und dementsprechend sprießen die Spekulationen schon ins Kraut. Wenn andere Wahlen manchmal abstrus anmuten mögen, so ist die Wahl des Generalsekretärs der Vereinten Nationen einfach nur absurd.

Das Vorschlagsrecht hat der Sicherheitsrat mit seinen fünf ständigen und zehn nicht-ständigen Mitgliedern. Wie bei allen Dingen, die vor den Sicherheitsrat kommen, haben die fünf ständigen Mitglieder auch hier ein Vetorecht. Das allein macht die Wahl noch nicht absurd. Aber dann kommt die Politik ins Spiel, genauer gesagt die Politik der Regionen. Und nun wird's lustig.

Die USA plädieren dafür, dass Osteuropa doch mal an der Reihe wäre, denn ein Osteuropäer hat die Vereinten Nationen bisher noch nicht geführt. Der ehemalige polnische Präsident Aleksander Kwasniewski ist hier im Gespräch. Aber den will Russland nicht. Das scheint sich eher mit China einig zu sein, dass Asien dieses Jahr dran ist. Europa war schon drei mal dran, die letzten Generalsekretäre kamen aus Südamerika und Afrika. Also Asien. Da gibt es auch einige Favoriten. Nur wäre es müßig, die hier zu erwähnen. Sie kommen aus der zweiten Reihe und es kennt sie eh keiner. Frankreich und Großbritannien halten sich im Moment scheinbar noch bedeckt.

Nun kommt der dritte Teil der Überschrift: die Frauen. Denn, wenn schon ein unbekannter Asiate (nichts gegen Asiaten, man kann das auch wahlweise durch Europäer, Amerikaner oder Afrikaner ersetzen - die bisherigen Generalsekretäre hat vorher auch kein Mensch gekannt), warum dann nicht eine Frau. Nach der Wahl von Angela Merkel in Deutschland, Ellen Johnson-Sirleaf in Liberia und Michelle Bachelet in Chile in den vergangenen Monaten gewinnt dieser Gedanke immer mehr Freunde. Die Organisation "Equality Now" hat inzwischen eine Kampagne gestartet, damit es demnächst eine Generalsekretärin gibt. Sie hat dazu eine Liste mit kompetenten Kandidatinnen zusammengetragen. Und ja, es sind auch welche aus Asien und Osteuropa darunter.
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