Samstag, Februar 04, 2006

Politische Newcomer - Ségolène Royal


Der Buzz um Ségolène Royal ist kaum noch zu überhören. Selbst das Saar Echo hat es schon mitbekommen. Und der Buzz ist: Der nächste Präsident der Grande Nation ist eventuell eine Frau.

Wie nicht anders zu erwarten, macht dies eine ganz Reihe von Männern mehr als nervös. Der ehemalige Premier
Laurent Fabius, seines Zeichens sozialistischer Parteifreund von Royal, konnte sich folgenden "Scherz" nicht verkneifen: "Wer passt denn dann auf die Kinder auf?" Eigentlich zu schade, dass Angela Merkel keine Kinder hat. Diesen Satz hätte man doch zu gern mal von den Herren Wulff, Koch oder Stoiber gehört.

Aber vielleicht dachte Fabius auch nur an seinen anderen Parteifreund:
Francois Hollande. Dieser ist Vorsitzender der Sozialisten und Lebensgefährte von Ségolène Royal. Die beiden haben vier gemeinsame Kinder.

Und hier wird es interessant. Monsieur Holland würde auch gern Präsident werden. Er hat nur ein Problem - seine Lebensgefährtin ist populärer. So glauben zur Zeit 53% der Franzosen, sie habe das Zeug zur Präsidentin. Ihre männlichen Mitstreiter schnitten wesentlich schlechter ab. Über den Kandidaten der Sozialisten wird im November entschieden. Jedoch wird zumindest ein Teil des Paares Royal/Hollande dann nicht antreten. Die beiden wollen im September "als Paar" entscheiden, wer von ihnen antritt.

Aber nicht nur die sozialistischen Männer machen sich Sorgen. Auch dem Favoriten der Konservativen, Innenminister
Nicolas Sarkozy, könnte eine Kandidatur Royals Probleme bereiten. Sarkozy galt bislang als haushoher Favorit für die Wahl im nächsten Jahr. Jedoch besagt eine aktuelle Umfrage (und ja, ich genieße Umfragen insbesondere seit der letzten Bundestagswahl mit Vorsicht), dass Royal Sarkozy in einer Stichwahl knapp mit 51 zu 49% schlagen würde.

Nur wird Sarkozy eventuell gar nicht Kandidat der Konservativen. Premierminister
Dominique de Villepin wäre auch gern Präsident. Er hatte zwar schon mehrere Regierungsämter inne, nur hat er sich noch nie zur Wahl gestellt. Und als auserwählter Thronerbe des unbeliebten Präsidenten Jacques Chirac stehen seine Chancen eher schlecht. Für Ségolène Royal wäre de Villepin immerhin kein Unbekannter. Die beiden kennen sich aus gemeinsamen Tagen an der Eliteschmiede ENA, wo Royal auch Hollande kennengelernt hat.

So ist die als Außenseiterin von vielen ersehnte Royal in Wahrheit genau dies nicht. Sie ist bisher nur kaum negativ in Erscheinung getreten. Sie scheint volksnaher zu sein als die abgehobene Politiker-Elite. In den 90ern war sie Umweltministerin und beigeordnete Familien- und Bildungsministerin und hat sich in diesen Bereichen einen Namen gemacht, indem sie u.a. die Pille danach und den Vaterschaftsurlaub durchgesetzt hat. Ob das ihre Unerfahrenheit im außen- und wirtschaftspolitischen Bereich ausgleicht, bleibt abzuwarten. Interessanterweise war auch Angela Merkel Familien- und Umweltministerin. Vielleicht sind das in Zukunft die Ressorts aus denen Staats- und Regierungschefs hervorgehen. Wäre ja nicht das Schlechteste.
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