Samstag, Februar 04, 2006

Frauen in der Politik - Hildegard Hamm-Brücher


Gleich zu Beginn eine Ausnahme: eine deutsche Politikerin. In Zukunft werden, wie angekündigt, nur noch Frauen aus dem Ausland folgen.

Wenn es für mich ein Vorbild in der Politik gibt, dann ist dies wohl Hildegard Hamm-Brücher. Irgendwann in meiner Kindheit habe ich das erste Mal die Debatte zum konstruktiven Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt vom 1. Oktober 1982 gesehen. Als eine von wenigen Abgeordneten der FDP sprach sie sich gegen die Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler aus. Dies machte sie auch in ihrer Rede mehr als deutlich. Sie warf der CDU vor, dass durch dieses Vorgehen die "moralisch-sittliche Integrität" von Machtwechseln beschädigt werde. Sie tat dies, obwohl sie unter Hans-Dietrich Genscher, der den Wechsel der FDP von der SPD zur CDU im Wesentlichen betrieb, von 1976-1982 Staatsministerin im Auswärtigen Amt war.

Augrund ihrer Opposition gegen den Regierungswechsel nahm sie in der Regierung Kohl keine Regierungsämter mehr war. Sie blieb dennoch politisch aktiv. 1994 war sie die Kandidatin der FDP für das Amt des Bundespräsidenten. Ihre Gegenkandidaten waren u.a. Roman Herzog (CDU/CSU), Johannes Rau (SPD) und Jens Reich (Grüne). Dass es am Ende wieder einen Bundespräsidenten und nicht die erste Bundespräsidentin gab, lag vor allem an dem berüchtigten Elefantengedächtnis des Helmut Kohl, der Hildegard Hamm-Brücher ihre Rede zwölf Jahre zuvor immer noch nicht verziehen hatte, und an der Schwäche der FDP, die statt mit der SPD und den Grünen über eine Wahl Hamm-Brüchers zu reden, ihre Kandidatin nach dem 2. Wahlgang lieber fallen ließ, um Roman Herzog zu wählen. Dieser wäre auch ohne die Hilfe der FDP gewählt worden, hätte die FDP auch im 3. Wahlgang an ihrer Kandidatin festgehalten, da in diesem Wahlgang die einfache Mehrheit gereicht hätte. Nichts gegen Roman Herzog, aber Hildegard Hamm-Brücher wäre aufgrund ihrer Integrität und Standhaftigkeit wohl die beste Präsidentin geworden, die dieses Land bisher hatte.

Bestätigt sah ich mich in dieser Einstellung vor der Bundestagswahl 2002. Die FDP hatte sich von Jürgen Möllemann und seinem irrsinnigen "Projekt 18" Geisel nehmen lassen und stellte sich nicht ganz klar, wie man hätte erwarten können, gegen die antiisraelischen Tiraden Möllemanns. Hildegard Hamm-Brücher zog als einziges prominentes Mitglied der FDP die Konsequenzen und trat aus der Partei aus.

Hildegard Hamm-Brücher wird am 11. Mai diesen Jahres 85 Jahre alt.
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